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Mandelanbau der Bienen rettet?

Die Mandel ist die gefragteste und meistverkaufte Nuss der Welt. Ihre Verwendungsmöglichkeiten reichen vom Rohverzehr über die Zubereitung zahlreicher Speisen bis hin zur Herstellung von Kosmetika. 

Es handelt sich um eine sehr rustikale Pflanze, die an warme Gebiete angepasst ist und sehr gut mit Trockenheit zurechtkommt. Diese Eigenschaften machen den Mandelbaum zu einer idealen Art für den ökologischen Regenfeldbau, auch in trockenen Klimazonen. Die Realität der weltweiten Produktion sieht jedoch ganz anders aus. 

Kalifornien, die Königin des industriellen Mandelanbaus

Zwischen 80 und 90 % der weltweiten Mandelproduktion stammt aus Kalifornien. Die Anbaufläche beträgt rund 450.000 Hektar, auf denen jährlich etwa 1,3 Milliarden Kilo Mandeln produziert werden. Der Rest der weltweiten Mandelproduktion entfällt auf Spanien, Iran, die Türkei und Australien – in dieser Reihenfolge.

Die meisten kalifornischen Mandelkulturen werden intensiv industriell angebaut, d. h. sie werden in großen Monokulturen gepflanzt und verbrauchen große Mengen an Wasser für die Bewässerung sowie Millionen von Litern Dünger und Pestiziden. Dieses gigantische Produktionssystem macht die Mandel zu einem der wasserintensivsten Lebensmittel der Welt, denn laut einer Studie der GRACE Communications Foundation werden pro Kilo Mandeln durchschnittlich 16.000 Liter Wasser verbraucht.  

Die großen Probleme, die ein solches Produktionssystem mit sich bringt, werden durch die Klimakrise noch verschärft. Von der Trockenlegung und Verschmutzung der Grundwasserleiter bis hin zur Vernichtung Hunderter von Tier- und Pflanzenarten. Vor allem aber geht dieser industrielle Mandelanbau mit dem Verlust hunderttausender Bienen einher, die für die Bestäubung der Mandelbäume eingesetzt werden und bald nach dem Kontakt mit
den verwendeten Chemikalien sterben.

Das Beispiel des zweitgrößten Erzeugers der Welt, Spanien, zeigt jedoch ein ganz anderes Szenario als das kalifornische auf, da ein großer Teil des Anbaus biologisch (ohne chemische Düngemittel und Pestizide) und mit Regenwasser (ohne Bewässerung) erfolgt. 



Spanien, die perfekte Umgebung für ökologisch-regenerative Mandeln

Die größte Mandelanbaufläche Spaniens und gleichzeitig Europas befindet sich im Südöstlichen Steppenplateau, im so genannten AlVelAl-Gebiet. 95% der Kulturen verbrauchen kein anderes Wasser als jenes, das vom Himmel fällt, und das ist in der Regel sehr wenig. Die restlichen 5% werden mit Zusatzbewässerung versorgt, sprich zwei Bewässerungen pro Jahr in den Trockenzeiten. 

Diese Ausdehnung der Mandelbäume machte das Gebiet zu einem idealen Ort für die Entwicklung eines Plans zur Wiederherstellung des lokalen Ökosystems, der von der Commonland Foundation und der AlVelAl Association gefördert wurde. 

Der Plan wird von der regenerativen Landwirtschaft und ihren Erzeugern geleitet, die versuchen, die Mandelbaum-Monokulturen in produktive, biodiverse Ökosysteme umzuwandeln, indem sie so genannte „Mandelwiesen“ schaffen. Bei diesem System werden Mandelbäume mit Wildarten wie aromatischen Kräutern kombiniert und das Segureño-Lamm eingeführt. Es handelt sich hierbei um eine einheimische Art, die perfekt an das Ökosystem angepasst ist und die Aufgabe hat, die Vegetationsdecke zu verwalten, wodurch die Bodenbearbeitung reduziert und der Boden gedüngt wird. 

Diese regenerativen Betriebe schaffen ein mosaikartiges Ökosystem mit ökologischen Korridoren, das als natürliche Barriere gegen die Wüstenbildung im Südosten Spaniens dient und zur Aufstellung eines vollständigen Plans zur Wiederherstellung der Landschaft beiträgt. 



Eine weitere Spezies, die in dieses Agroforstsystem integriert ist, sind Bienen. Sowohl Honigbienen als auch andere wilde Bestäuber, die entweder indirekt – angelockt durch die aromatischen Kräuter und Blüten der Vegetationsdecke – oder direkt – durch das Aufstellen von Bienenstöcken zwischen den Baumreihen – von der Bestäubung und mit einem Überfluss an Nahrung profitieren. Dies ist ein völlig anderes Szenario als jenes der Bienen in Kalifornien, die durch die industrielle Produktion stark betroffen und gefährdet sind. 

Produktions- und Verbrauchssysteme überdenken

Jetzt, da wir uns inmitten einer großen ökologischen Krise befinden, in der die Ökosysteme infolge menschlichen Handelns rasch zusammenbrechen, ist es an der Zeit, unsere Produktions- und Verbrauchssysteme zu überdenken. 

Wir müssen überdenken, ob wir mehr Monokulturen anstreben oder produktive Ökosysteme durch eine regenerative Landwirtschaft schaffen wollen, die die Pflege und natürliche Regeneration unserer Landschaft mit der Produktion von Lebensmitteln verbindet. 

In Bezug auf die Umweltauswirkungen gibt es keinen Vergleich. Während das eine Modell negative Auswirkungen auf die Wasserreserven und -qualität, die biologische Vielfalt und den Boden hat, pflegt und erhält das regenerative Modell das Ökosystem nicht nur, sondern kann es sogar vollständig regenerieren, indem es dessen Logik und Prozesse nachahmt. 

Beim regenerativen Modell ist der Wasserfußabdruck gleich Null oder, im Falle einer unterstützenden Bewässerung, viel kleiner als bei intensiven Modellen. Regenerative Landwirtschaft basiert auch auf der Bindung von CO2 und Wasser im Boden, was sich positiv auf die Emissionen und die Wasserressourcen auswirkt. 

In Bezug auf Menge und Produktivität unterscheidet sich das intensive Modell vom ökologisch-regenerativen Modell, aber zu welchem Preis? Ist dieses Produktionstempo im Verhältnis zu den verfügbaren natürlichen Ressourcen realistisch? 

Essen und Regenerieren: Wiederherstellung eines Ökosystems durch Nahrungsmittelproduktion

Wir alle haben die Möglichkeit, die Natur, die Gesellschaft und die lokale Wirtschaft zu regenerieren, indem wir das regenerative Modell unterstützen, indem wir hochwertige Lebensmittel konsumieren und uns für Erzeuger entscheiden, die sich bewusst und engagiert für ihr Land einsetzen. 

Wir können die Erzeuger von AlVelAl Foods dabei unterstützen, das regenerative Modell auszuweiten und den Südosten Spaniens zu regenerieren und so dazu beitragen, die Mandelbäume im AlVelAl-Gebiet zu vermehren




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Kommentare

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Comentarios

Guten Tag,
ich habe den Text über „Mandelproduktion die Bienen rettet?“ mit grossem Interesse gelesen. Und natürlich bewundere ich die spanischen Aktivitäten. Solche lokalen Initiatven scheinen mir die erfolgversprechende Möglichkeit zu sein, mit Hilfe der Landwirtschaft die Umwelt zu verbessern.

Aufgrund meiner persönlichen Ernährungsumstellung in Folge von Diabetes achte ich jetzt besonders auf ökologische Produkte und auf fairtrade-Aspekte. Ich bestelle Avocados, Mandeln und Ölivenöl für den Familienbedarf bei crowdfarming.

Die weiteren podcasts hätte ich auch gerne gelesen. Mit den englischgesprochenen Texten komm ich nicht zu recht. Wenn es Ihnen was nützt, bin ich gerne bereit, das englische Manuskript in Deutsch zu übersetzen und Ihnen zur Verfügung zu stellen. Oder Sie stellen den englischen Text ins Netz. Den les ich gerne.

Ich freue mich immer, wenn ich eine Packet mit Früchten aus Spanien bekomme. Ich würde auch Ziegenkäse aufen, wenn die Menge nicht so gross wäre.

Mit freundlichen Grüssen

Gunter Hartmann

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