Das Projekt Passo Ladro wurde 2020 in Val di Noto geboren. Es wurde von Giuseppe Caviglia und seinem Sohn Anthony ins Leben gerufen, die als erstes wieder Land in Besitz nahmen, das so viele Jahre lang verlassen gewesen war. Zwischen Noto und Syrakus liegt der Bezirk Passo Ladro (im örtlichen Dialekt auch „Passu Latru“ genannt), der dem Projekt seinen Namen gab. Der Bezirk trägt diesen Namen seit dem 19. Jahrhundert, weil Räuber es damals auf diese Ländereien abgesehen hatten und alles plünderten, was sie finden konnten. Heute sind die anständigen Räuber diejenigen, die dort kämpfen, um dieselben geschichtsträchtigen und traditionsreichen Ländereien vor der völligen Aufgabe zu bewahren und vor der Umweltverschmutzung zu retten, und dabei hundertprozentig ökologische, gesunde und authentische Produkte erzeugen.
Auf unseren Feldern gibt es zahlreiche wild wachsende Pflanzen, etwa Kapern und Spargel sowie aromatische Pflanzen wie Salbei, Thymian und Rosmarin. Wir kochen aus Schachtelhalm einen Sud, den wir für natürliche Behandlungen benutzen. bei natürlichen Behandlungsformen zur Anwendung kommt. Es gibt alte Bäume wie Eichen und Unterholz sowie Obstbäume wie Granatapfel-, Pfirsich-, Kirsch-, Apfel-, Birnen-, Aprikosen- und Pflaumenbäume sowie Sträucher mit Beeren. Wir bauen auch Gemüse, z. B. Tomaten, Zucchini, Auberginen und Paprika, an.
Ein grundlegender Schritt beim Tomatenanbau besteht beispielsweise in der Entfernung der Blätter (das sog. Ausgeizen), d. h. in der Beseitigung der seitlichen Triebe, die sich am Fuß der Blätter bilden; dieser Vorgang ist sehr bedeutsam, damit die Pflanze Tomaten von ausgezeichneter Qualität erzeugen kann.
Eine Besonderheit ist, dass der Manghisi, ein Fluss, der die Provinz Syrakus durchquert und ins Ionische Meer mündet, zwei unserer Anbauflächen trennt und die in der Region berühmte Cava Iblea hervorbringt. In den 1930er Jahren ging Mascagni, der Dirigent von Vergas Oper Cavalleria Rusticana, oft an unserem Fluss spazieren. Das ganze Gebiet ist von viel Grün umgeben, mit einem alten Bauernhaus, das inmitten der Ländereien steht und renoviert wurde, um Touristen beherbergen zu können, die unsere Natur kennenlernen möchten.
Wir haben uns für ein neues Unternehmensfeld entschieden, was einer Reihe von negativen Faktoren Einhalt gebietet: brachliegenden Ländereien und Arbeitslosigkeit. Ausgehend von einem Stück Land haben wir andere Landwirte eingebunden, diese Flächen neu belebt und den Anbau von Obst und Gemüse vervielfacht. Darüber hinaus sind wir von herkömmlichen Verkaufswegen auf den Online-Vertrieb umgestiegen, um eine größere Bandbreite an Verbrauchern erreichen zu können. Nach zahlreichen Schritten haben wir so 27 Hektar Land, die zuvor aufgegeben worden waren, wieder fruchtbar gemacht.
Das Gebiet, in dem wir uns befinden, ist zum Glück sehr reich an Grundwasser: Wir verfügen über mehrere unterirdische Quellen, aus denen wir das notwendige Wasser mit einem guten Reinheitsgrad beziehen können. Mithilfe von zwei Filtern, einem mit Quarzit, mit Sand, der den Schlamm abhält, und einem weiteren automatischen Scheibenfilter, der die verbleibenden Verunreinigungen entfernt, können wir die Wasserqualität weiter verbessern. Kürzlich haben wir in ein Bewässerungssystem investiert, das uns bei der Steuerung der Wasserdosierung und bei der Abfallvermeidung unterstützt. Das System ist außerdem vollständig automatisiert, um sicherzustellen, dass die Feldarbeiter die Bewässerung nicht in jedem Sektor manuell auslösen müssen. Bewässert wird mittels eines Tröpfchenbewässerungssystems. Außerdem werden wir demnächst eine Wetterstation und Sensoren installieren, welche die elektrische Leitfähigkeit und Bodenfeuchte messen sollen, mit dem Ziel, erst dann mit der Düngung und Bewässerung zu beginnen, wenn es wirklich nötig ist. Jede Pflanze bekommt durchschnittlich 0,33ml Wasser pro Tag, d. h. es kommen 650 Tropfen aus unserer Tropfleitung. An manchen Tagen wird die Tomate trocken gelassen, damit sie ein dichtes und schmackhaftes Fruchtfleisch entwickelt.
Die Anbaumethode ist vollkommen ökologisch. Die Aufmerksamkeit, die wir der Fruchtbarkeit des Bodens widmen, ist ein Eckpfeiler unseres Anbaukonzepts. Diese Aufmerksamkeit halten wir durch verschiedene Prozesse und Düngungsvorgänge aufrecht. Zur Düngung verwenden wir Mist und ökologische Düngemittel wie Kompost. Den Kompost stellen wir selbst in einem kleinen Kompostbehälter her, den wir in den kommenden Jahren gerne erweitern möchten. Außerdem stellen wir seit einigen Monaten Hummelstöcke in unseren Garten, die dazu dienen, die Bestäubung der Blüten zu erhöhen, aus denen sich dann die Früchte bilden. Zur Bekämpfung schädlicher Insekten greifen wir auf Sud auf Basis der von uns erzeugten Knoblauch- und Brennnesselpflanzen zurück. Darüber hinaus bringen wir regelmäßig nützliche Insekten wie Marienkäfer ein, die in unserem Ökosystem bereits vorhanden sind. Sie können die Wirkung von parasitären Insekten in Nutzpflanzen auf ganz natürliche Weise eindämmen und kontrollieren. Wir achten auch sehr auf den Fruchtwechsel, was bedeutet, dass der Anbau einer bestimmten Pflanzenart oder -sorte auf eine andere Art folgt, die vorzugsweise einer anderen botanischen Familie angehört, damit dem Boden seine natürlichen Elemente nicht in übermäßiger Weise entzogen werden.
Wir sind sehr jung, aber wir betreiben mit großer Kraft und deutlichem Engagement den Wandel zu einer zunehmend von ethischen Grundsätzen geprägten und nachhaltigen Landwirtschaft. Passo Ladro wurde offiziell im Jahr 2020 gegründet und umfasst ein Team aus 14 Personen: 6 kümmern sich um die Bewirtschaftung der Felder, 4 um die Verarbeitung der Ernte im Labor und 4 um die Verwaltung und Vermarktung. Zu ihnen gehört Anthony, Sohn und Mitgründer. Unsere Mitarbeiter erhalten etwas höhere Löhne als gemäß Tarifvertrag, da wir bestrebt sind, die Landwirte mit einem fairen Preis für ihre Arbeit zu schützen. An unserem Sitz stehen unseren Mitarbeitern des Weiteren Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung. Wir engagieren uns sehr stark beim Teambuilding, um Zusammenhalt und ein integratives Betriebsumfeld bei allen Mitgliedern des Unternehmens zu fördern, und organisieren regelmäßig interne Veranstaltungen. Unser Unternehmen wurde mit dem Ziel gegründet, die Menschen, die sich in unserem Projekt wiederfinden, immer weiter zu integrieren: Unsere Mission besteht im Einbezug unserer auf ethischen Prinzipien fußenden und nachhaltigen Vision der Lebensmittelerzeugung und ihrer Weiterverbreitung. Mitarbeiter des Unternehmens werden mit dem Anreiz, sie mit Minderheitsbeteiligungen zu Anteilseignern des Unternehmens zu machen, ermutigt, ihre Ziele zu erreichen und zu übertreffen.
Wir stellen sowohl frisches Gemüse als auch ein breites Sortiment an verarbeiteten Produkten her, die wir in unseren Labors auf dem Bauernhof herstellen. Dank der Errichtung einer hochmodernen Küche und der Einbeziehung von zwei Köchen in unser Team stellen wir aus der überschüssigen Ernte von unseren Feldern in Handarbeit eine exklusive Produktlinie her. Auf diese Weise können wir ein Spitzenprodukt anbieten und vermeiden zugleich die Verschwendung von Ressourcen.
Wir haben die volle Kontrolle über die Produktionskette und wir kümmern uns von der Saat über den Anbau bis hin zu ihrer Verarbeitung in Konserven in unserem Labor von Anfang bis Ende um unsere Produkte. Die fachkundigen Hände unserer Landwirte ernten das Obst und Gemüse und gehen dabei achtsam mit der Natur und den biologischen Lebenszyklen um. Ein Team bestehend aus einer Agronomin und zwei Technologen führt die Qualitätskontrolle der von uns versendeten Produkte durch. Als ökologisches Unternehmen verkaufen wir Obst oder Gemüse nur im Einklang mit seiner Saisonalität. Hinsichtlich der Nebenprodukte unseres Unternehmens wird ein Teil des Abfalls vergraben; vor allem bei Hülsenfrüchten, denn sie sind stickstoffbindend und mehren dadurch die Menge an Nährstoffen im Boden, die wiederum für die Folgekulturen nützlich sind.
Unsere Herausforderung ist die vollumfassende Achtung der Umwelt, die Versöhnung von Mensch und Natur. Vor allem möchten wir auch den jungen Menschen vor Ort eine Zukunft bieten. Wir haben die Absicht, den neuen Generationen den Wert der Landwirtschaft zu vermitteln und den schönen Ländereien Siziliens eine Zukunft zu geben. Wir verteidigen Landwirte vor multinationalen Konzernen, die versuchen, ihnen ihre Produkte zu niedrigeren Preisen abzunehmen, in denen sich der Aufwand und die Sorgfalt ihrer Arbeit nicht widerspiegeln. Aufgrund der geringen Achtung, die dem Beruf entgegen gebracht wird, lehnen immer mehr Menschen aus den jüngeren Generationen die Arbeit auf den Feldern gänzlich ab. Wir möchten, dass die Menschen verstehen, wie wichtig die Pflege des Landes ist, und wir wollen allen Landwirten, die sich für die Bewahrung der landwirtschaftlichen Tradition engagieren, eine angemessene Vergütung bezahlen: Aus diesem Grund definieren wir Passo Ladro gerne als soziales Projekt. Wir wollen einen stets modernen Traum vermitteln: den Wert der Erde, eine uralte Kunst der Bauern, die mit ihren geschickten Händen den Boden düngen, hacken, pflegen, und sich liebevoll um alles kümmern, was bald blühen wird, um anschließend die Ernte einzubringen. Ein Arbeits-, aber auch Lebensstil, dessen Zeiten allein von der Natur vorgegeben werden.