Äpfel und Birnen sind für mich eine Familienangelegenheit! Deshalb heißt unser Betrieb auch Maison Tamisier. Ich baue sie seit 1998 an und habe sie von meinem Vater geerbt, der sie von meinem Großvater erhalten hatte. Mein Großvater pflanzte 1951 seine ersten Apfelbäume. Ich begann im Jahr 2000 mit dem Anbau meiner ersten Bio-Apfelbäume, danach folgten Birnen- und Pflaumenbäume. 2008 schloss sich mir mein Bruder Sylvain an und übernahm die Vermarktung. 2017 wurde mit der Anpflanzung von Granatapfelbäumen und Plaqueminiers (Kakibäumen) ein Projekt geboren, das den herkömmlichen Produktionsmethoden den Kampf ansagte.
Etwa vierzig verschiedene Sorten, darunter sehr frühe wie auch sehr späte, ermöglichen die zeitliche Staffelung der Ernte. Um den 15. Juni herum beginnt die Pflaumensaison, Mitte Juli dann die der Birnen, danach Anfang August die Apfelernte, die sich für die späteren Sorten bis Anfang Dezember hinzieht. Zwischendurch werden im Oktober Kakis und Granatäpfel in mehreren „Etappen“ geerntet.
Während der Erntezeiten gehe ich jeden Tag durch die Obstgärten. Jeden Morgen legen wir fest, was wir ernten werden, Parzelle für Parzelle, Baum für Baum. Ziel Nr. 1 von BIO ist es, Früchte zu produzieren, die Geschmack haben. Wir analysieren den Zuckergehalt, die Größe der Frucht, ihre Festigkeit, ihre Färbung. Wir wählen sie aber vor allem mit unseren Geschmacksnerven aus!
Jedes Jahr, wenn die Stunde der Ernte schlägt, kommen unsere Pflücker in alter Treue wieder zu uns. Einige bereits seit 1991. Wir unterstützen die lokale Beschäftigung und pflegen eine enge Beziehung zu unseren Erntehelfern; die meisten von ihnen wohnen während der fünfmonatigen Erntezeit auf dem Gut. Danach kommt der Baumschnitt in der Zeit vom 15. Oktober bis zum 15. März.
Die Obstgärten befinden sich im Herzen des goldenen Dreiecks der Obstgärten des Südostens, das von den Alpilles, dem Luberon und dem Mont Ventoux eingegrenzt wird. In der Ebene der Durance erstrecken sich Lehm-Kalkstein-Böden, die zusammen mit einem sonnenreichen Klima schmackhaftere und süßere Früchte hervorbringen. Der Mistral trocknet die Obstgärten und beugt damit bestimmten Krankheiten vor und trägt dazu bei, ideale Wachstumsbedingungen zu schaffen, die diese Region seit Jahrhunderten zu einem der fruchtbarsten Obstanbaugebiete Europas machen.
2017 haben wir beschlossen, eine Biogasanlage zu installieren, die auf der Grundlage der in unserem Betrieb anfallenden verfaulten Früchte sowie der organischen Abfälle anderer Unternehmen in der Region Strom produziert, den wir an die EDF verkaufen; sie erzeugt auch die Wärme, die für das Wachstum exotischer Früchte in den Gewächshäusern erforderlich ist. Dank dieser Anlage sowie des 2500m² großen Photovoltaikparks haben wir die volle Kontrolle über unseren energetischen Fußabdruck. Unsere Packstation verhält sich heute wie ein Plusenergiegebäude, ein nachhaltiges Gebäude. Unsere Energiebilanz ist positiv, wir erzeugen mehr Energie als wir verbrauchen. Darauf sind wir stolz!
Ein weiterer wichtiger Schritt vor der Vergärung in der Biogasanlage: Früchte, die nicht unseren Spezifikationen entsprechen (zu groß oder zu klein, aufgeplatzt oder verbogen, aber nicht verfault) werden an industrielle Betriebe verkauft und dort zu Kompott, Saft oder anderen Produkten verarbeitet.
Unsere Sorge um die Umwelt zeigt sich auch in unseren Obstgärten. Tiere und Pflanzen sind meine Verbündeten! Man hört dort oft die Vögel singen. Ich habe ihnen Unterschlüpfe eingerichtet. Ein hoch auf einer Pappel gelegener Nistplatz für Greifvögel beherbergt Bussarde, Sperber oder Eulen, die gerne die Wühlmäuse verspeisen, die sich von Baumwurzeln ernähren. In anderen Unterschlüpfen sind Meisen zu Gast, die Apfelwickler – Schmetterlinge, die ihre Eier in den Früchten ablegen – fressen, oder Fledermäuse, die mit Vorliebe Blattläuse verspeisen. Während der Blüte stelle ich zur Förderung der Bestäubung Bienenstöcke auf. Was Pflanzen angeht, brechen Zypressen und Pappeln die Wucht des Mistrals. Um Hilfspflanzen und Schädlingsfresser zu schützen, habe ich auch Hecken mit verschiedenen Pflanzenarten gepflanzt (abwechselnd Lorbeer, Haselstrauch, Judasbaum, Schwarzer Holunder usw.).
Wir gewährleisten eine perfekte Rückverfolgbarkeit unserer Produkte. Unser Unternehmen ist für die Obstgärten mit Global Gap und für die Packstation mit IFS Food High Level zertifiziert.
Pestizide werden von unseren Früchten ferngehalten, sowohl während ihres Wachstums als auch nach der Ernte. Ich verwende zum Düngen ausschließlich Kompost und Mist, die von lokalen BIO-Viehzüchtern stammen, sowie die Nebenprodukte aus unserer Biogasanlage.
Weiße Netze schützen wie Baldachinsegel die Früchte vor den Angriffen der Apfelwickler. Schließlich ermöglichen es an den Baumstämmen angebrachte Sensoren, mit einem Tropfbewässerungssystem nur die von der Pflanze benötigte Wassermenge aus den kollektiven Bewässerungskanälen zu entnehmen; dies stellt sicher, dass das Wasser gut verteilt wird und begrenzt Verluste. Ein Baum benötigt im Durchschnitt fast 300m³ Wasser pro Jahr, dies kann jedoch nach Jahr, Sorte und Bodenqualität der einzelnen Parzellen variieren.
2020 setzte ich meine Überlegungen zur Exzellenz unserer Produktionsmethode fort, stellte unsere Obstgärten auf biologisch-dynamische Landwirtschaft um und bekam dafür die Demeter-Zertifizierung. Sie unterscheidet sich vom ökologischen Landbau durch ihren Dynamik-Aspekt, der den biologischen Methoden eine energetische Dimension verleiht. In der Praxis wird dieser Ansatz durch die Verwendung spezifischer „Präparate“ für Boden, Pflanzen und Kompost sowie durch die Beachtung der Mond- und Planetenphasen gekennzeichnet. Die biodynamische Landwirtschaft zielt mit diesen Praktiken darauf ab, ein widerstandsfähigeres und autonomeres Ökosystem zu schaffen.
Wir wollen damit fortfahren, gesunde Früchte produzieren, dabei die Fruchtbarkeit der Böden steigern und eine vielfältige, autonome und nachhaltige Umwelt fördern.