Mein Hof trägt den Namen Lebensbaum. In der Natur beeinflusst jeder Organismus alle anderen Organismen, so wie im Universum jeder Planet, und jeder Stern einen Einfluss auf alle anderen hat. So wird der Hof zu einem einzigartigen Organismus, in dem jedes Lebewesen das andere braucht: Mensch, Pflanze, Tier und Boden wirken zusammen. Wenn man die Erde und den Himmel darüber betrachtet und sich diese wunderbare Vielfalt dazwischen anschaut, dann sieht man, dass wunderschöne, lebendige Strukturen entstehen - ein wahrer Baum des Lebens. Daher kommt auch der Name Hof Lebensbaum.
Mein Hof liegt in Kroatien, in der Region Slawonien - im sogenannten Goldenen Tal. Durch die vielen Getreidefelder sieht das Tal im Hochsommer tatsächlich golden aus. Das kleine Dorf Ugarci, in dem sich mein Betrieb befindet, hat gerade einmal 57 Einwohner. Neben den goldenen Getreidefeldern liegt unsere Haselnussplantage und es gibt ein Art Park mit vielen verschiedenen Heilkräutern. In der Nähe befindet sich der Nationalpark Papuk, außerdem kann man das Thermalbad genießen, verschiedenen religiöse Einrichtungen und ein Museum besichtigen oder auf den zahlreichen Wanderwegen die Landschaft entdecken. Wirtschaftlich befindet sich die Region leider in einer Art Sackgasse. Wichtige Straßen wie die Autobahn sind weit entfernt. Die Menschen sind meist in der Landwirtschaft tätig und nur wenige leben von Handel, Gastronomie und Tourismus. Neben den Arbeitsplätzen in meinem Betrieb bringe ich durch meine Arbeit auch Freude und ein Bewusstsein für eine andere Herangehensweise, einen anderen Umgang mit Natur, Mensch und Tier in die Region.
Ich bin sehr jung aus Kroatien in die Schweiz ausgewandert. Der Wunsch, einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen, entstand, weil ich etwas Gutes für meine Kinder, mich, die Natur und möglichst viele Menschen tun wollte. Ich wollte einen Platz schaffen, wo meine Kinder Wurzeln schlagen können, eine Oase, wo Menschen, Tiere und Pflanzen mit der Natur in Verbundenheit leben und sich freuen, sich selbst und diese Oase weiter zu erhalten und zu entwickeln. Ich habe angefangen, ein Stück Land nach dem anderen zu kaufen. Im Jahr 2006 habe ich endlich die ersten Haselnusssträucher gepflanzt und anschließend einzelne Maschinen und den ersten Traktor gekauft. Schließlich habe ich die restliche Infrastruktur mit dem Stall und den Wirtschaftsgebäuden erbaut, bis der Kreis geschlossen war. Von Anfang an habe ich auf ökologische und sogar biodynamische Landwirtschaft gesetzt und bin damit in Kroatien eine Pionierin des biodynamischen Anbaus und war lange Mitglied im Demeter-Verband. All das habe ich aufgebaut, während ich zwischen der Schweiz und Kroatien hin und her gependelt bin. Neben all der Freude, die mir meine Arbeit bereitete, gab es auch schwere Zeiten. 2020 musste ich meine geliebten Tiere, meine Mutterkuhherde, verkaufen. Die schwierige Corona Zeit und gesundheitliche Herausforderungen haben es leider unmöglich gemacht, ausreichend Zeit in Kroatien zu verbringen. Leider konnte ich ohne Tierhaltung auch meine Demeter-Zertifizierung nicht behalten. Dies hat jedoch an der Art und Weise, wie ich meinen Betrieb bewirtschafte, nichts geändert. Nun blicke ich wieder optimistisch in die Zukunft und bin sicher, dass die Zeiten wieder besser werden und ich mich wieder intensiver um meinen Betrieb kümmern kann. Vielleicht leben ja bald auch wieder Tiere auf meinem Hof.
Wir arbeiten nur mit biodynamischen Präparaten, die aus verschiedenen Heilkräuter wie Kamille, Brennessel, Schafgarbe usw. nach den Lehren von Dr. Rudolf Steiner hergestellt und auf die Felder ausgebracht werden. Außerdem stellen wir Komposttee her und stärken mit ihm unsere Haselnüsse und unser Getreide über die Blätter. Über die Methoden der biodynamischen Landwirtschaft hinaus, versuche ich stets, die mich umgebende Natur zu schützen und ein harmonisches Miteinander zu fördern. Meine Haselnusssträucher sind ideal an die lokalen Bedingungen angepasst und müssen nicht künstlich bewässert werden. Sie werden mit biodynamischen Präparaten gestärkt und mit Komposttee genährt. Geerntet werden Sie von Mitte September bis Ende Oktober per Hand. Unerwünschte Beikräuter werden mechanisch bis zu viermal im Jahr entfernt, damit sie nicht überhandnehmen und ich fördere Nützlinge, die mir helfen, Schädlinge in Schach zu halten. Dazu lege ich Blühstreifen an, stelle Insektenhotels auf und werfe abgeschnittene Äste zu Haufen auf, die den Nützlingen als Unterschlupf dienen. Wenn unsere Acker nicht mit Getreide oder anderen Agrarkulturen angebaut sind, dann sind sie immer bedeckt mit Bienenweide, Kleegras oder Lupinen. Das verringert nicht nur die Erosion und verringert das Aufkommen von Beikräutern, sondern fördert auch das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit und erhöht die Artenvielfalt. Außerdem respektiere ich die Natur und lasse ihr auf meinen Flächen viel Freiraum, um die Biodiversität zu fördern. Neben verschiedene Bäumen und Stäuchern, die auf und um meine Parzellen wachsen und zum Teil sogar kleine Wälder bilden, gibt es langjährige Grünflächen, die nicht bewirtschaftet, sondern nur gemäht oder gemulcht werden. Wir sammeln in einem 60m³ großen Regenwassertank Regenwasser, um dieses auf dem Hof für verschiedenen Zwecke zu nutzen.
Ich verkaufe nur Nüsse, die gesund und vital aussehen. Die aussortierten Nüsse, sowie die Schalen werden gemahlen und als Dünger wieder ausgebracht. Der Baumschnitt wird direkt auf den Feldern zerkleinert und reichert dort den Boden an, größere Ästen werden auf Haufen gelegt und dienen dem Schutz kleiner Tiere. Die restlichen Abfallprodukte werden kompostiert und werden zu wertvollem Dünger für die Haselnusssträucher.
Nachdem ich während der Corona Pandemie kaum Arbeit in meinen Hof stecken konnte und der Betrieb mehr oder weniger ruhte, freue ich mich umso mehr, dass ich nun seit Anfang 2022 wieder 3 Mitarbeiter fest anstellen konnte. Sie werden übertariflich bezahlt und ich lege viel Wert auf eine harmonische Arbeitsatmosphäre.