Unser Hof Rösebach liegt in Ifta, einem kleinen Ort am „Grünen Band“ in Thüringen. Seinen Namen bekam der Hof durch den Bach, der sich an unseren Wiesen entlang schlängelt. Den ehemaligen Kuhstall haben wir 2016 erworben und für unsere 350 Ziegen umgebaut, um dort nachhaltige und artgerechte Landwirtschaft, zertifiziert nach Bioland-Kriterien, zu betreiben. Neben dem Stall gibt es noch einen Bergeraum zur Futterlagerung sowie eine Käserei und unser Wohnhaus.
Landschaftlich liegen wir in einem Tal, welches sich zur Werra, ein Fluss der im Thüringer Wald entspringt, hin öffnet. Die Hänge bestehen zu weiten Teilen aus Muschelkalk, wodurch man oft flachgründige Böden mit einer hohen Artenvielfalt erhält. Diese Gegend ist auch bekannt für seine vielen Orchideenarten, wie das Purpur-Knabenkraut, Bienenragwurz und der Frauenschuh u.v.m.
Welches Tier eignet sich nicht besser zur Landschaftspflege, als die vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse, wie die Thüringer Waldziege? Denn so hat alles 2002 angefangen, als Frank sich mit 4 Thüringer Waldziegen der Landschaftspflege verschrieben hat. Durch das besondere Fressverhalten der Ziegen (sie fressen besonders gerne Rinden und Blätter) eignen sie sich besonders gut zur Offenhaltung der Landschaft, da sie der Verbuschung entgegenwirken.
Nach langem Durchhaltevermögen und mit viel Einsatz und Konzentration auf die vom Aussterben bedrohte Rasse, hat sich der Hof Rösebach gewandelt und ist zu dem herangewachsen, was er jetzt ist. Durch den Standortwechsel 2016 mussten wir einen Teil unserer Naturschutzflächen abgeben, da unsere Ziegen nun neue Weideflächen direkt am Hof bekommen haben. Weiterhin pflegen wir jedoch einige Naturschutzflächen, und mähen diese nur zu einem festgelegten Termin, um die Aussamung der seltenen Pflanzen und Gräser nicht durch den Schnitt zu unterbrechen.
Die Ziege, auch “Die Kuh des kleinen Mannes” genannt, hat in Thüringen Tradition. In der Nachkriegszeit bis in die 70er Jahre war die Ziege zur Versorgung der Familie mit Fleisch und Milch kaum wegzudenken. So durfte für Kinder ein Glas frische Ziegenmilch am Tag nicht fehlen. Um eine gute Milch von den Ziegen zu bekommen, brauchen die Tiere viel frisches Wasser, 5-10 Liter am Tag und natürlich gutes Futter. In den Sommermonaten und bei gutem Wetter können die Ziegen frisches Gras und duftende Kräuter, Blumen, Blätter und Rinden auf unseren strukturreichen Weideflächen direkt um den Hof fressen. Im Stall bekommen sie Heu und Luzernesilage aus eigener Herstellung von unseren 80 ha Grünland und 25 ha Ackerland. Doch um eine ausgeglichene und gezielte Futterration geben zu können, kaufen wir auch biologisches Kraftfutter zu. Das können zum einen Luzernepellets, Maispellets, Gerste oder auch ganze Maiskörner sein.
Unsere Ziegen haben Dank unseres großen Stalls (100 x 30m) sehr viel Platz. Sie können sich auf den mit Stroh eingestreuten Flächen frei bewegen, haben einen erhöhten Liegebereich und viel Platz zum Fressen, Wiederkäuen und Schlafen. Bei uns lässt es sich also gut leben! Deshalb dürfen unsere Ziegen so lange wie möglich bei uns bleiben; sie verlassen uns nur aus Altersschwäche oder Krankheit. Unsere ältesten Ziegen sind 10 bis 12 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Herde liegt jedoch bei 5 Jahren, da wir noch im Herdenaufbau und deshalb noch viele junge Ziegen haben.
Ein Highlight, aber auch eine sehr arbeitsintensive Zeit, ist im Frühjahr unsere Lammzeit. Von Januar bis April kommen bei uns die Ziegenlämmer auf die Welt. Wir ziehen sie in den ersten Tagen mit der Flasche auf, um sicher zu gehen, dass alle die reichhaltige und lebensnotwendige Biestmilch (Kolostrum) bekommen. Danach lernen die Lämmer in Gruppen, sich selbstständig mit Milch, Heu und Wasser zu versorgen.
Da wir nicht alle Lämmer behalten können, müssen uns einige Tiere schon früh verlassen und werden in anderen Betrieben großgezogen oder direkt geschlachtet. Einen kleinen Teil vermarkten wir selber zu Ostern als Ziegenlammfleisch in der Region.
Uns war von Anfang an klar, dass wir unseren Hof ökologisch und nachhaltig bewirtschaften wollen. Dabei spielt der Kreislaufgedanke eine zentrale Rolle. Das Futter von unseren Wiesen, welches die Ziegen fressen, wird in Form von kompostiertem Mist wieder auf die Flächen ausgebracht, um auch langfristig eine gute Futterqualität von unseren Wiesen zu erhalten.
Unseren Wasserbedarf können wir über unseren Brunnen mit Trinkwasserqualität decken, damit versorgen wir unsere Ziegen und Lämmer, uns selbst und die Produktion in der Käserei. Das Gras auf unseren Weiden und Wiesen wächst ohne künstliche Beregnung. Dafür sorgt der Regen der uns noch jedes Jahr mit mehr oder weniger ausreichenden Mengen, von 500-700 Liter/m² im Jahresdurchschnitt, segnet.
Unsere Ziegenmilch wird direkt in unserer Käserei zu Milch, Joghurt, Frischkäse, Weichkäse und Schnittkäse verarbeitet. Dabei achten wir auf eine schonende Bearbeitung der Milch. Sie kommt drucklos vom Tank in die Käserei, wird dort nur pasteurisiert und direkt weiterverarbeitet. Wir legen viel Wert auf handwerkliches Arbeiten. Die Käselaibe werden alle mit der Hand abgefüllt, gewendet, gepflegt, veredelt und verpackt. Die Liebe zum Handwerk spielt eine große Rolle um ein einzigartiges Produkt herzustellen.
Die ganze Arbeit die in der Landwirtschaft, der Produktion und der Vermarktung anfallen, könnten wir als Familie mit 2 Kindern ohne unsere Mitarbeiter nicht meistern. Deshalb unterstützen uns seit 2016 zwei Mitarbeiter im Stall und vier in der Käserei. Sie erhalten mehr als den üblichen Mindestlohn. Zusätzlich bekommen wir jedes Jahr noch die Unterstützung von ein bis zwei Jugendlichen, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr bei uns absolvieren. Ich bemühe mich um eine gute Stimmung unter den Mitarbeitern und insgesamt im Betrieb, denn nur wer Spaß an der Arbeit hat, kann das Unternehmen nach vorne bringen.