Der Friesenhof und unser Hofladen “Kleine Schäferei” befinden sich auf der Nordseeinsel Pellworm. Meine Frau ist auf dem Friesenhof groß geworden, und nun bewirtschaften wir ihn gemeinsam. Da wir unseren Fokus auf die extensive und naturnahe Schafhaltung gelegt haben, tauften wir unseren Hofladen “Kleine Schäferei”.
Pellworm, die grüne Insel, liegt mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und ist bekannt für seine vielfältige und reiche Vogelwelt. Die ganze Insel liegt knapp unter dem Meeresspiegel und wird mit einem 8 Meter hohen Deich ringsum geschützt. Die Schafhaltung auf der Insel ist immens wichtig für die Deichpflege. Denn nur Schafe pflegen die Grasnarbe der Deiche wie gewünscht und treten mit ihren Hufen den Boden fest, sodass die Stürme im Herbst und Winter den Deich nicht beschädigen. Unser Schäfer-Kollege Torben betreibt seine Schäferei ähnlich extensiv wie wir und ist damit ein guter Partnerbetrieb für uns. Als echter Nordfriese legt er keinen Wert auf Zertifizierungen, sondern vertraut auf sein Gespür für Schaf und Natur, sodass es allen Tieren am Deich gut geht. Zu seiner Herde gehören rund 500 Mutterschafe.
Christina und ich bewirtschaften den Friesenhof nun seit 13 Jahren. Wir sind damals aus Hamburg zurück auf die Insel gekommen, weil wir uns ein Leben mit Kindern in der Großstadt nicht vorstellen konnten. Kinder brauchen Freiheit und die können sie hier unbeschwert genießen. Außerdem ist das Leben hier entschleunigt und viel dichter am Rhythmus der Natur. Wir sind der Meinung, dass uns das Leben und Arbeiten mit der Natur gut tut. Da stört es uns auch nicht, wenn (fast) jeder Tag des Jahres ein Arbeitstag ist.
Die Insel lebt neben der Landwirtschaft auch vom Tourismus. Auch wir betreiben neben der Landwirtschaft eine Ferienpension.
Auf Pellworm gibt im Jahresverlauf ausreichend Regen, sodass eine Bewässerung nicht erforderlich ist. Unsere schweren Marschböden können das Wasser zudem ausgezeichnet speichern und die Pflanzen auch in längeren Trockenperioden versorgen.
Seit 2018 bewirtschaften wir unseren Hof nach ökologischen Kriterien und sind derzeit nach EU-Öko-Standard zertifiziert. Wir engagieren uns im Schutz von heimischen Wiesenvögeln. Oftmals sind diese Vögel als Bodenbrüter vielen Gefahren durch Fressfeinde und landwirtschaftlichen Maschinen ausgesetzt. Wir suchen deren Nester und schützen diese durch Drahtkörbe und entsprechende Markierungen. Es ist erwiesen, dass die Biodiversität auf ökologisch bewirtschafteten Flächen deutlich größer und vielfältiger ist als auf konventionell bewirtschafteten Flächen. Dies ist auch ein Grund, warum wir uns für diesen Weg entschieden haben. Auf unseren Flächen werden keinerlei Pestizide oder künstliche Düngemittel ausgebracht. Unkraut, wie zum Beispiel Disteln, stechen wir von Hand aus.
Zusammengefasst kann man sagen: Wir betreiben unsere Landwirtschaft ökologisch, naturnah, mit Weidehaltung, als Familienbetrieb und mit Respekt vor unseren Schafen, die uns so viel geben.
Auf dem Dach unseres Schafstalls ist eine Photovoltaik-Anlage installiert, mit deren Strom wir uns zum großen Teil selbst versorgen. Auch zum Heizen in den kalten Monaten nutzen wir den selbst erzeugten Sonnenstrom.
Die Schäferei wird als reiner Familienbetrieb geführt. In der arbeitsreichen Lammzeit hilft die ganze Familie bei der Versorgung der Schafe und Lämmer. Unsere Kinder Sören, David, Marie und Catharina sind für die Flaschenlämmer zuständig. Opa Martin füttert das Kraftfutter und ich, der Schäfer Sönke, betreue die Geburten, übernehme die Nachtschichten und das Heu füttern.
Bei der Schafschur sortieren wir verunreinigte und minderwertige Wolle (zum Beispiel verfilzte Wolle vom Bauch) direkt aus. Diese Wolle nutzen wir als Langzeit-Dünger in unserem Gemüsegarten.