Unser Hof, der Engelnhof in Papenburg (Niedersachsen), wird von unserer Familie seit 1904 bewirtschaftet. Zunächst als typischer Gemischtbetrieb mit Schweinen, Kühen, Getreide- und Kartoffelanbau. 1962 sind wir vom Stadtrand Papenburgs ins etwa 3 km entfernte Aschendorfermoor ausgesiedelt, wo ich dann auch aufgewachsen bin. Hier hat meine Eltern eine eher karge und raue Moorlandschaft erwartet, die später dann auch einem meiner Käse, dem Papenburger Moorkäse, seinen Namen gab. Meine Eltern starteten dort mit etwa 26 ha Land. Damals wie heute sind ein großer Teil der Flächen Hochmoorflächen: 600 m entfernt vom Hof haben wir auch ein Moor-Naturschutzgebiet als Nachbarschaft.
Seit 1977 haben wir uns auf die Milchviehwirtschaft spezialisiert. Für damalige Verhältnisse wurde ein moderner Milchviehstall erbaut. Im Jahre 1994 habe ich, Ludger Engeln, den Hof nach Abschluss meiner Meisterarbeit übernommen. Ich bin mit meiner Familie die dritte Generation auf dem Hof. In dem Moment begann ich auch, mich mit der Direktvermarktung von Milch und handwerklichen Milchprodukten zu beschäftigen und gab dem Hof den Namen “Engelnhof”, nach meinem Nachnamen. Ich stellte den Hof auf Bio um und öffnete die Stalltore. Es war ein tolles Gefühl, die Tiere wieder auf der Weide laufen zu sehen. Die Weidesaison geht ungefähr von April bis zum Herbst, danach genießen unsere Damen aber einen schönen Laufhof und einen sehr offenen, großzügigen Stall, sodass sie immer an der frischen Luft sind.
2002 bauten wir unsere Käserei. Seit 2012 haben wir uns verstärkt auf die handwerkliche Produktion von Käse konzentriert. 2016 haben wir einen neuen, sehr modernen und tierfreundlichen Kuhstall errichtet. Im selben Jahr starteten wir mit der Bioumstellung. Seit September 2017 ist die Umstellung abgeschlossen und wir sind seitdem ein anerkannter Biolandbetrieb. Wir bauen Bio-Schnittlauchballen für Papenburger Bio-Gärtner an, vielleicht bald auch Bio-Petersilie. Durch High-Tech wollen wir versuchen, Herbizide zu vermeiden, und auf ausländische Saisonabeiter zu verzichten. Wir haben mit einem angemieteten Farm-Droiden, einer Art Saatroboter, gesät. Seit einigen Jahren bauen wir auch Buschbohnen an, die gehen zukünftig zu einem Bio-Verarbeiter in Schleswig-Holstein.
Unser Team besteht heute aus 24 Personen. Mehrere von ihnen sind über zehn Jahre im Team tätig. Ein kleiner Einblick: Werner käst euren Käse, Alex unterstützt ihn und lernt dabei Käser als Ausbildungsberuf. Susann, Dagmar und Aimée kümmern sich um Verwaltung, Verpacken und Versand. Maike leitet den Kuhstall mit meiner Unterstützung. Die Hälfte meiner Angestellten sind Frauen, die andere Männer. Alle unsere Mitarbeiter bekommen mind. den gesetzlichen Mindestlohn. Außerdem biete ich ihnen günstige Wohnmöglichkeiten auf dem Hof an. Das nutzen momentan 11 meiner Mitarbeiter! Ich finde es schön, so viel Leben auf dem Hof zu haben. Und der Weg zur Arbeit, zum Beispiel in die Käserei, ist natürlich kürzer. Dies ermöglicht einigen auch, Beruf und Familie vereinbaren zu können. Außerdem stelle ich E-Bikes für sie.
Die im Betrieb anfallende Gülle und der anfallende Mist, alle Futterreste und Nachwachsende Rohstoffe werden in der eigenen Ökogasanlage vergoren. Das anfallende Ökogas wird über die eigenen Blockheizkraftwerke zu Strom und Wärme umgewandelt. Der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Die Wärme wird im eigenen Betrieb und in einer benachbarten Gärtnerei verwendet. Der entstehende Biogärrest wird als gut verwertbarer Biodünger auf unseren Feldern ausgebracht.
Durch eine vielfältige Fruchtfolge auf unseren biologisch bewirtschafteten, Ackerflächen (Rotkleegras, Buschbohnen, Mais, Roggen und Schnittlauch) fördern wir die Biodiversität und fördern nachhaltig die Bodenfruchtbarkeit. Wir setzen keine synthetisch erzeugten Pflanzenschutzmittel ein, sondern hacken und striegeln gegen Beikräuter (mechanische Methoden). So können wir unseren Kühen auch eine ausgewogene Ernährung von unseren eigenen und gepachteten Flächen anbieten. Blühende Pflanzen wie Rot- und Weißklee auf unseren Flächen fördern die Insekten. Wir haben viele Vogelkästen am Betrieb, sogar Schleiereulenkästen. Zusammen mit dem NABU haben wir kürzlich ein Turmfalkennest aufgehangen, und ein Storchennest aufgestellt. Hoffentlich wird es bald bezogen! Wenn wir Futter zukaufen, stammt es nur von anerkannten Biobetrieben. Eine laktierende Kuh frisst täglich ca. 45 kg “Kuh Müsli” und trinkt 40-100 l Wasser. Im Sommer gehen sie auf die Weide. Wir wohnen in einer sehr feuchten Moorgegend und die Wasserversorgung ist daher unproblematisch.