Den Hof als landwirtschaftlichen Betrieb gibt es seit etwa 100 Jahren. Im Jahre 2003 habe ich mich dazu entschieden, mich als Biolandbetrieb zertifizieren zu lassen und seit 2019 bin ich der erste in Deutschland, dessen Betrieb nach den neuen internationalen Anbaustandards des biozyklisch-veganen Anbaus zertifiziert ist. Der biozyklisch-vegane Anbau ist eine noch recht junge Biozertifizierung, welche die Vorteile des klassischen Ökolandbaus teilt, aber durch die Vermeidung der mit der Tierhaltung verbundenen Problematiken im Hinblick auf die verschiedenen Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte noch darüber hinaus geht. Denn um Naturprodukte aus gesunden Kreisläufen zu erzeugen, ist ein Ansatz erforderlich, der vom gesunden Boden über die gesunde Pflanze zum Menschen führt. Biozyklisch-veganer Anbau bedeutet nicht nur, auf den Einsatz von tierischen Exkrementen oder Tierkörperteilen jeglicher Art zur Düngung zu verzichten, sondern vor allem das Schließen von lebendigen Stoff- und Energiekreisläufen, was mit dem Begriff „biozyklisch“ (bios (gr.) = Leben, kyklos (gr.) = Kreislauf) zum Ausdruck gebracht wird.
So werden auf dem Betrieb keine üblichen Düngemittel aus Horn-, Haar- oder Blutmehlpellets mehr verwendet, welche aus Massentierhaltungen stammen und Antibiotikarückstände enthalten oder mit Keimen kontaminiert sein könnten. Stattdessen kommt rein pflanzlicher Kompost, untergearbeiteter Grünschnitt oder pflanzlicher Dünger zum Einsatz, um die Bodenfruchtbarkeit auf dem Betrieb sicherzustellen. So verwenden wir auf dem Betrieb Biokompost aus dem ca. 5km entfernten Kompostwerk, Bioalgenpellets aus Frankreich, die dort am Strand angespült werden, Biodünger aus deutscher Zuckerrübenmelasse, Biodünger aus deutschen Malzkeimen, einem “Abfallprodukt” beim Bierbrauen, und Biodünger aus österreichischen Kartoffelschalen. Damit ist eine optimale Ernährungsgrundlage für unsere vielen Bodenlebewesen und Mikroorganismen auf dem Betrieb gewährleistet. Doch geht es beim biozyklisch-veganen Anbau nicht nur um das Leben im Boden, sondern auch oberhalb des Bodens. Daher wachsen in den Apfelplantagen zusätzlich zu Blühstreifen auch andere Pflanzen wie etwa Geißblatt, Rosen oder auch Brennesseln, um den Insekten eine größere Vielfalt anbieten und damit viele Nützlinge anziehen zu können. Denn diese helfen dabei, das natürliche Gleichgewicht herzustellen und Schädlinge in Schach zu halten, was wiederum dem vorbeugenden Pflanzenschutz dient.
Unsere Anbaufläche ist etwa 18 ha groß und liegt am schönen Bodensee in der Nähe von Ravensburg. Die Region um Ravensburg ist stark besiedelt und geprägt vom Apfelanbau. Auf meinem Hof müssen wir nicht künstlich bewässern, da wir genügend Niederschlagsmengen haben und wir durch gezielten Humusaufbau auch die Wasserspeichermöglichkeiten des Bodens besser nutzen können. Die Bäume wachsen bei uns bis zu vier Meter hoch, um so den Platz am besten ausnutzen zu können. Unkraut entfernen wir mechanisch. Unser Hof wurde auch als erfolgreiches Beispiel einer Landwirtschaft für mehr biologische Vielfalt vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz gelistet.
Neben Apfelbäumen gibt es auf unserem Hof auch Zwetschgen, Weintrauben und Walnüsse. Wir fördern die Biodiversität und haben dazu etwa auch immer andere Kulturen zwischen den Äpfeln gepflanzt. Bei uns dürfen auch die Blumen zwischen den Zeilen blühen. So fühlen sich bei uns nicht nur Insekten wohl, sondern auch andere Wildtiere, wie etwa Rehe, die sich gerne in unseren Reihen aufhalten. Manche Rehe ziehen sich sogar zur Geburt ihres Nachwuchses in unseren Betrieb zurück, um ungestört zu sein.
Auf den Dächern unserer Betriebsgebäude erzeugen wir Strom, den wir einspeisen oder für unsere Elektroautos nutzen.
Die Richtlinien des Biozyklisch-Veganen Anbaus enthalten auch umfassende Sozialstandards und ein respektvoller und fairer Umgang mit allen unseren Mitarbeitern ist uns sehr wichtig. Zur Erntezeit unterstützen uns seit über 20 Jahren 2 Familien mit bis zu 15 Personen aus Nordostpolen. Die Unterbringung ist uns sehr wichtig. Daher stellen wir während der Erntezeit unsere freundlichen Ferienwohnungen, mit Waschmöglichkeiten und schneller Internetverbindung zur Verfügung. In unserem Betrieb gilt der deutsche Mindestlohn von 12 EUR/h.
Wenn nach der Ernte Reste übrig bleiben, verwerten wir diese zu Essig oder Schnaps oder sie werden kompostiert.